WINDRÄDER ENGE-SANDE Sie sollen leiser und dunkler werden
In ihrer jüngsten Sitzung diskutierten die Gemeindevertreter in Enge-Sande über zwei technische Probleme der Windräder.
Rund anderthalb Monate, nachdem der Bau zweier Windräder in der Gemeinde Enge-Sande offiziell rechstkräftig wurde, schilderte der Geschäftsführer der zuständigen Betreiberfirma Offtec, Marten Jensen, jetzt den neuesten Stand zum Projekt. Unter anderem beschrieb er Probleme mit der Beleuchtung sowie der Drehzahl der Mühlen im Windpark Klingenberg/Offtec. Rund 35 Bewohner des Dorfes waren am Dienstag zur jüngsten Sitzung der Gemeindevertreter in Bergers Dörpskrog gekommen, um zu erfahren wie es um die Windkraftplanung in ihrem Ort steht.
„Ziel ist es jetzt, die Nacht wieder dunkel zu bekommen“, sagte Marten Jensen. Dazu soll ein sogenanntes System zur bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung (BNK) installiert werden. Im Moment würden verschiedene neue Modelle für die – zwei neuen und vier alten – Windräder geprüft. Es soll keine „unausgereifte Technik“ verwendet werden, da für ihn „Qualität und Funktionalität“ an erster Stelle stünden.
Zudem wird die Drehzahl der Anlagen reduziert: Im Ruhezustand – das heißt wenn die Mühlen nicht am Netz sind – sollte die Drehzahl eigentlich bei sechs Umdrehungen pro Minute liegen. Momentan liege sie bei 15, sagt Bürgermeister Carsten-Peter Thomsen. „Das tut nicht Not und stört die Anwohner.“ Er pocht auf eine Beschleunigung des Verfahrens: „Wir wollen, dass das zügig umgesetzt wird – möglichst noch in diesem Jahr“, sagte er. Das Argument, dass es sich bei den Anlagen um Prototypen handele, die nur „schwer nachzurüsten sind“, lasse er nicht gelten. Der Betreiber sei jetzt in der Pflicht, den Vertrag mit uns als Gemeinde einzuhalten.
Auch Gemeindevertreter Carsten-Peter Petersen will, dass der Prozess jetzt in die Wege geleitet wird: „Wir dürfen nicht so lange warten“, betonte er.
Einige Zuhörer machten von ihrem Recht Gebrauch, sich, anders als sonst bei kommunalpolitischen Sitzungen üblich, auch während der Sitzung – außerhalb des Tagesordnungspunktes „Einwohnerfragestunde“ – zu Wort zu melden. Eine Zuhörerin warf der Gemeinde sowie dem Betreiber einen „Vertragsbruch“ des städtebaulichen Vertrages von 2011 zur Planung eines Offtec-Projekts vor: Ursprünglich hätten die Umdrehungszahlen schon von Beginn an geringer sein sollen, um die Menschen vor entsprechendem Lärm zu schützen. Carsten-Peter Thomsen bestätigte ihren Einwand, fügte jedoch hinzu, dass diese „Testphase“ nötig sei, um bestimmte technische Dinge einzustellen.
Seit Dezember 2015 plant die Gemeinde den Bau zweier neuer 3,6-Megawatt-Anlagen mit einer Gesamthöhe von 180 Metern, die jetzt errichtet werden. Die beiden Mühlen sollen den dortigen Windpark mit seinen bisher vier Windkraftanlagen nach Norden erweitern. Obwohl die zwei neuen Anlagen gegen eine Reihe von Ablehnungskriterien verstoßen, wie zu geringe Abstände zu einem Natur- und Landschaftsschutzgebiet, einem Gemeindeweg und der Durchtrennung einer Biotopachse, haben es die Mühlen aufgrund ihrer Bedeutung als Trainingsanlage mit einer Ausnahmegenehmigung in den Regionalplan-Entwurf geschafft. Es sind Windkraftanlagen, die nicht gebaut werden, um das Stromnetz zu speisen, sondern damit Arbeiter an ihnen trainieren können.
Zahlreiche Bürger der Gemeinde, in der rund 1100 Menschen leben, sehen sich durch die veränderte Nutzung der umliegenden Flächen durch Windkraftanlagen und die aus ihr resultierenden Auswirkungen für Umwelt und Natur betroffen (wir berichteten).
Das Thema hatte in der Gemeinde in der Vergangenheit zu heftigen Debatten geführt. Unter anderem hatte sich ein Verein mit dem Namen Gegenwind gegründet. Mehr als 100 Einwände waren gegen die Errichtung der zwei zusätzlichen Windkraftanlagen im Enge-Sander Windpark Klingenberg, die das Unternehmen „Offtec“ in einer sogenannten Tabuzone plant, eingegangen. Auf der Sitzung am Donnerstag, 13. Juli, steht das Windkraft-Projekt in Enge-Sande erneut auf der Tagesordnung.
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